Traunsteins langjähriger Stadt- und Kreisrat Hermann Schätz wird heute 90 Jahre alt
Traunstein – Der ehemalige SPD-Vorsitzende Traunsteins und langjährige Stadt- und Kreisrat Hermann Schätz wird heute 90 Jahre alt. Sicherlich erinnert sich der Jubilar an diesem Tag besonders an viele gute, aber auch bittere Zeiten seiner 9 Lebensjahrzehnte.
Als Höhepunkt seiner aktiven politischen Arbeit wertet er stets die Wahl in den 9. Deutschen Bundestag. Das sehr gute SPD-Bundestagswahlergebnis von 1980 bedeutete auch für die Stadt etwas ganz Besonderes, wurde doch erstmals ein Traunsteiner Bürger über die Landesliste der SPD in den Deutschen Bundestages gewählt: Hermann Schätz. Er war u. a. Mitglied in den Ausschüssen für Bildung und Wissenschaft sowie für das Post- und Fernmeldewesen. Verantwortlich vertrat er die SPD-Fraktion bei den Themen „berufliche Bildung“ und „Post- und Medienversorgung auf dem Lande“. Nicht nur zu diesen Punkten hat er sich engagiert zu Wort gemeldet, sondern auch mehrfach das persönliche Verhalten von Politikern kritisiert.
Der damals 46jährige Ingenieur für Hochfrequenz- und Nachrichtentechnik im Dienst der Deutschen Bundespost ist seit 1965 Mitglied der SPD und auch noch heute an grundsätzlichen gesellschaftlichen Themen in Aussprachen und Diskussionen beteiligt, oft online mit PC und Kopfhörer. Vor allem interessieren ihn die Angelegenheiten der jungen Menschen und des Umwelt- und Klimaschutzes (er war von 1984-2004 Umweltreferent des Stadtrates). Das war und ist für ihn nichts Neues, war er doch Gründungsmitglied des Bundes Naturschutz im Landkreis Traunstein sowie Ausbildungsleiter im Fernmeldedienst der Deutschen Bundespost. Die Bereiche Kultur, Stadtwerke, Wohnungsfürsorge sowie alle Themen, die die soziale Gerechtigkeit betrffend sind weitere Stichworte für seinen lokalen Einsatz. Wie selbstverständlich engagierte er sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen in unserer Region. Einige Beispiele verdeutlichen dies: er war langjähriges Mitglied der Personalvertretung beim Fernmeldeamt Traunstein und der örtlichen Postgewerkschaft. 15 Jahre lang wirkte er als Vorsitzender des Fördervereins des Heilpädagogischen Förderzentrums Ruhpolding. Eine seiner engagierten und sicher auch aufreibenden Aufgaben in dieser Zeit war die Errichtung der „Allinger Stube“ als Freizeitzentrum für die betreuten Kinder (Vertragsgestaltung, Baugenehmigung, Gespräche mit Sponsoren und der Bau selbst). − Jahrzehntelang setzte sich der Jubilar in den Gremien der SPD ehrenamtlich ein. So war er von 1970-1979 Vorsitzender des Ortsvereins Traunstein, nachdem er bereits Jahre zuvor als Vorstandsmitglied aktiv die örtliche Parteiarbeit mitformte. Ebenfalls neun Jahre lang war Hermann Schätz Vorsitzender des Zusammenschlusses der SPD-Kreisverbände Laufen, Berchtesgaden und Traunstein. Noch heute ist er aktiv im Arbeitskreis Wohnen der SPD im Landkreis und kooperatives Mitglied im Kreisvorstand der SPD. In seiner Glückwunsch-Adresse dankte SPD-Ortsvorsitzender Mergim Behrami für die noch heute stete „unaufdringliche-freundschaftliche Beratung“ und betonte, dass nicht nur der Ortsverein der SPD ihm viel zu verdanken habe, sondern die gesamte SPD-Familie. Im Jahre 2005 übereichte SPD-Landesvorsitzender Ludwig Stiegler an Hermann Schätz die höchste Auszeichnung der bayerischen SPD, die Georg-von-Vollmar-Medaille und bezeichnete den damals 70jährigen als ein Vorbild für gesellschaftliches und politisches Engagement. Die Ehrungsrede hielt seine Nachfolgerin im Amt des Fraktionsvorsitzes im Kreistag und Traunsteins dritte Bürgermeisterin Waltraud Wiesholler-Niederlöhner. Sie erinnerte an sein Motto, dass Politik ohne Menschlichkeit in Wahrheit keine Politik für Menschen sein könne. Für ihn sei Politik nie der Weg des geringsten Widerstandes gewesen, aber der Weg des Kompromisses. Hermann Schätz wurde von den Bürgern erstmals 1972 in den Stadtrat gewählt und gehörte dem Gremium (mit Unterbrechung in der MdB-Zeit) bis 2004 an. Anlässlich der Auszeichnung mit der Ehrenmedaille der Stadt charakterisierte Oberbürgermeister Fritz Stahl seinen Fraktionskollegen u.a. mit den Worten „Streitbar war er schon, da werden mir viele beipflichten, aber auch bestätigen, dass seine Art zu debattieren stets das Ernstnehmen anderer Ansichten ein- und den Kompromiss nie ausschloss.“ Als Traunstein (bis dahin kreisfrei) 1972 aufgrund einer Kommunalreform in Bayern in den Landkreis eingliedert wurde, wählten ihn die Traunsteiner Bürgerinnen und Bürger sofort in den Kreistag. Dem gehörte er bis 2002 in verschiedenen Funktionen an, von 1996-2002 auch als SPD-Fraktionsvorsitzender.
Seit seinem Eintritt in den beruflichen und später in den ehrenamtlichen Ruhestand fand Hermann Schätz mehr Zeit für seine Hobbys, das Amateur-Funken und Bergwandern. Inzwischen wählt er allerdings die nicht mehr so hoch hinaufführenden Strecken (wie seinerzeit auf den Kilimandscharo), sondern die nicht so arg steilen, aber weniger begangen. Am heutigen Dienstag erkundet er allerdings die Hauptstadt zu Fuß. Zusammen mit seiner Frau besucht er Tochter und den Enkelsohn in Berlin.